Erinnerungsgarten

Willkommen im Naturraum der Stille

Folgen Sie den Wegen des Lebens und der Trauer.

Ort: Friedhof Langenbek, Langenbeker Friedhofsweg 6, 21079 Hamburg (am Teich)

Erinnerungsgarten mit Logo Hospizverein Hamburger Süden

Die Idee

Zum 20. Jubiläumsjahr des Hospizverein Hamburger Süden e.V. wurde von ehrenamtlichen Hospizbegleitern, die anlässlich eines Ausflugs nach Hannover einen Themen- und Erinnerungsgarten besucht hatten, der Wunsch geäußert, auch im Bereich des Hamburger Südens eine ähnliche Fläche der Ruhe, Besinnung und Erinnerung zu finden. Das Harburger Bezirksamt zeigte sich von den Ideen begeistert und stellte dem Verein die Fläche um den idyllischen Teich auf dem Langenbeker Friedhof zur Verfügung.

Mit diesem Themengarten wollen wir möglichst viele Menschen erreichen – sei es zur Erinnerung an Verstorbene, als Kraftquelle zur Bewältigung der Trauer um einen geliebten Menschen oder auch als Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit.

Plan des Gartens

Der Garten bietet zwei verschiedene Wege: Den Lebens- und den Trauerweg. Beide beginnen am Steintor und führen auf einem Rundweg zu verschiedenen Stationen.

Plan des Erinnerungsgarten

Der Lebensweg

Ein Garten gleicht einem Lebensweg. Man bereitet den Boden, sät und pflanzt, hegt, pflegt und beobachtet das Werden und Wachsen. Wir erfreuen uns an der üppigen Blüte, ahnen aber schon die Zeit des Welkens. Am Ende vergeht das Leben der Pflanzen so wie auch unser Leben.

Beginnen Sie am Steintor und umrunden den See auf dem vorgegebenen Weg. Hier laden 5 Stationen an unseren Findlingen zum Verweilen und Nachdenken.

Der Gang durch ein Tor verändert unsere Welt

„Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mai in der Erinnerung.“Honoré de Balzac

Farben der Trauer

„Meine Trauer ist rot
für die Unruhe in mir.

Meine Trauer ist blau
für die Einsamkeit, die Leere und alle ungestillten Sehnsüchte.

Meine Trauer ist schwarz
für die Verzweiflung und den Abgrund in meiner Seele.

Meine Trauer ist braun
für das Ringen um Boden unter meinen Füßen.

Meine Trauer ist gelb
für alle Schätze, die mir dennoch zuteil werden,
für das Licht, das immer wieder für mich scheint
und für die Menschen, die die Sonne zu mir bringen.

Meine Trauer ist grün
für die Hoffnung, die Zuversicht und das Wissen darum,
dass es immer weiter geht.

Meine Trauer ist weiß
für alle Schutzengel, die mich an der Hand halten,
mich trösten und Balsam meiner Seele sind und für die Kraft,
die mich durch diese Zeit trägt, ohne dass ich ihren Ursprung kenne.

Meine Trauer ist bunt
wie ein Kaleidoskop für alle Gefühle in mir,
die sein wollen und sein dürfen. Ich lasse sie zu und halte sie aus,
gebe ihnen Raum zum Leben und zur Verwandlung.“ – Andrea Böttler

Der Garten hilft mir dabei, das Leben besser zu begreifen

„Das Leben beginnt an dem Tag, an dem man einen Garten anlegt.“ – Chinesisches Sprichwort

„Manchmal ist es Zeit, sich Zeit zu nehmen.“ – Katharina von Balbin

„Jeder Mensch hat die Keime aller menschlichen Eigenschaften in sich.
Manchmal kommen die einen zum Vorschein, manchmal die anderen.“ – Leo N. Tolstoi

Gärten sind unendlich vielfältig

Es gibt aufwändig angelegte, großzügige Prachtgärten, übersichtliche, nüchterne Vorgärten, detailverliebt angelegte Schrebergärten, pragmatisch konzipierte Bauerngärten und im Wesentlichen der Natur überlassene Wildgärten. Bestimmt fallen Ihnen noch viele weitere Varianten ein.

Gärten spiegeln den Charakter des Gärtners wider.

  • Darf hier auch Unkraut wachsen?
  • Wie sind die Beete angelegt? Akkurat, kreativ, zufällig oder von allem ein bisschen?
  • Welche Pflanzen gedeihen hier?

Ich wundere mich jedes Jahr darüber, welche Pflanzen und Beikräuter, so der freundliche Name für Unkräuter, sich in meinem Garten wieder neu angesiedelt haben. An Stellen, wo ich sicher keine Saat ausgebracht hatte, oder umgekehrt: ich malte mir aus, an irgendeiner Stelle ein hübsches Beet anzulegen, aber die Saat ging trotz Pflege dort nicht auf. Ich las in Gartenbüchern nach, fragte erfahrene Gärtner, versuchte, mir mehr Wissen anzueignen. Es half mir alles nur bedingt weiter.

Mit der Zeit änderte ich meine Strategie. Ich beobachtete, was, wo, wann und wie am besten gedieh und ließ erstmal wachsen. Vieles säte sich selbst aus und so hatte ich manches Jahr eine ganze Invasion von z.B. Fingerhut, Akelei und Ringelblumen.

Gerne sammle ich Samen von Pflanzen, die ich woanders entdecke und die mir gefallen. Im Trubel des Alltages vergesse ich regelmäßig, sie zu bezeichnen. Schon bald weiß ich nicht mehr, welche waren es jetzt die Blumen, welche Kräuter, Stauden oder doch Tomaten?

Im Frühjahr wird es dann spannend, wenn die Samenkörner keimen, der Keimling auf der Fensterbank heranwächst und langsam Tag für Tag mehr seine Identität zeigt. Von Beginn an charakteristisch und einzigartig.

Der Garten hilft mir dabei, das Leben besser zu begreifen.

– Gabriele Heuschert

„Auch wenn man am Gras zieht, wächst es nicht schneller.“ – Afrikanisches Sprichwort

„Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist – von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich VERTRAUEN!

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, wie sehr es jemanden beschämt, ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif noch der Mensch dazu bereit war und auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß ich, das nennt sich SELBSTACHTUNG!

Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man AUTHENTISCH-SEIN!

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man REIFE!

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben, und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt, auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man EHRLICHKEIT!

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“, aber heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE!

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer Recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt, das nennt man DEMUT (EINFACH-SEIN)!

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet.
So lebe ich heute jeden Tag und nenne es BEWUSSTHEIT (VOLLKOMMENHEIT)!

Als ich mich zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann. Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte, bekam der Verstandeinen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT!

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Pro­ble­men mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manch­mal aufeinander und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich, das ist dasLEBEN!“

(Der Text wird Charlie Chaplin zugeschrieben, der ihn an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959 vorgetragen haben soll.)

Auf meinem Weg zum Arbeitsplatz komme ich an weitläufigen Wiesen- und Feldern vorüber. Eine frei, geradezu einsam stehende, großgewachsene Eiche weckt regelmäßig meine grenzenlose Faszination. Sie konnte sich im Wachsen in allen Himmelrichtungen unbegrenzt und gleichmäßig entfalten. Ihre Baumkrone ist regelmäßig, formschön und anmutig. Man spürt geradezu, wie frei sie atmen kann. Vielleicht ist sie manchmal einsam, man weiß es nicht.

Vor Hamburgs Toren liegt das Alte Land mit großen Obstanbauflächen.  Die Obstbauern wissen, wie ein Apfelbaum am besten geschnitten werden muss, damit die Ernte an Früchten optimal ausfällt. In den ersten Jahren erhält der Baum einen Erziehungsschnitt, immer wieder entfernt man die schwachen Triebe und fördert das Aussprossen der Fruchttriebe, um den Ertrag zu steigern. Zur Obsternte trägt ein solcher Apfelbaum oft schwer an seinen Früchten, manchmal drohen die Äste unter der Last zu brechen, sie brauchen Stützen. Die Äpfel schmecken wunderbar, aber geht es dem Baum auch gut?

Zum Wachsen, Gedeihen, Früchtetragen und zur Ausstrahlung braucht ein Baum einen guten Standort, eine passende, nährstoffreiche Bodenqualität, Licht, Regen und Wärme, gute Bedingungen, vielleicht auch einen korrigierenden Schnitt, um Raum zu schaffen – ich glaube auch: Zuwendung und Freiheit.

– Gabriele Heuschert

„Wo Blumen blühen, lächelt die Welt.“ – Ralph Waldo Emerson

Die Clematis
Clematis violett

Stöbern Sie auch manchmal in der Gartenabteilung der Baumärkte nach Schnäppchen? Dort werde ich manchmal traurig. Hier werden halbvertrocknete, verblühte Pflanzen als Ware für kleines Geld verhökert. Wenn sie niemand kauft, landen sie im Müllcontainer.

Vor ein paar Jahren, als mein Garten noch reichlich Platz für Neubepflanzung hatte und mein Budget begrenzt war, fiel mein mitleidiger Blick auf eine noch gerade rosa blühende, ansonsten vertrocknete Clematis zum Preis für 1,50 Euro. Sie hatte wenig Überlebenschancen, aber für diesen Preis gab ich ihr eine Chance und pflanzte sie an den gerade neu installierten Holz-Rosenbogen hinter meinem Haus.

Über den Standort machte ich mir wenig Gedanken, schlug sie in Erde ein und goss sie hin und wieder, bestimmt nicht regelmäßig.

Ohne weiteres Zutun gedieh sie, wuchs Jahr für Jahr größer, so groß, dass ich bald den Durchgang regelmäßig freischneiden musste, rankte ungestüm über den ganzen Bogen hinweg und zeigt sich nun jedes Frühjahr wieder in einer wundervollen, prächtigen Blüte.

Oft schon habe ich sie in ihrer vollen Schönheit der Blüte fotografiert und für andere zur Freude verschickt. Die ebenfalls am Rosenbogen gepflanzten Kletterrosen haben es deutlich schwerer, gebührend zur Geltung zu kommen.

Ich glaube, dass Dankbarkeit eine wichtige Voraussetzung für ein blühendes Leben ist.

Gabriele Heuschert

„Nimm dir Zeit froh zu sein, es ist die Musik der Seele.“ – Weisheit aus Island

«Die Schale der Liebe»

Zum Thema Selbstfürsorge und Selbstliebe:

„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See.

Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“Bernhard von Clairvaux

„Alles lässt sie welken, die übermächtige Zeit.“ – Sophokles

Meine Seele hat es eilig

Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe.

Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ers­ten essen sie mit Vergnügen, aber als es merkt, dass nur noch wenige übrig waren, begann es, sie wirklich zu genießen.

Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird.

Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen, die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind. Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen. Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren. Ich vertrage keine Manipuliere und Opportunisten. Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.

Meine Zeit ist zu kurz um Überschriften zu diskutieren. Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile. Ohne viele Süßigkeiten in der Packung.

Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind. Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden. Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen. Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten. Es ist das, was das Leben lebenswert macht.

IIch möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren. Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen.

Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.

Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden. Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.

Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.

„Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.“Mario de Andrade, San Paolo 1893-1945

„Wenn ich zuhause meinem Blumenstrauß regelmäßig frisches Wasser schenke, hält er sich mehrere Tage frisch. Wenn die ersten Blütenblätter fallen, ertappe ich mich dabei und werde etwas unwirsch ob der zusätzlichen Mühe, die Blätter und den Blütenstaub von der Tischdecke zu beseitigen. Ein letzter Versuch folgt, die Stängel neu anzuschneiden, das Wasser erneut auszutauschen, für weitere wenige Tage der Blüte. Manchmal verwahre ich die Samen.“

– Gabriele Heuschert

Wenn Künstler ein Stillleben malen, wird irgendwo auf dem Gemälde eine Frucht oder eine Blüte sichtbar, die schon etwas verdorben oder verwelkt anmutet. Er transportiert hiermit seine künstlerische Botschaft.

„Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält. (…) Jede Geschichte ist eine Erfindung, (…) jedes Ich, das sich aus¬spricht, ist eine Rolle.“

Max Frisch in: Mein Name sei Gantenbein

„Bedenke, dass die Jahre vergehen und achte darauf, nicht immerfort das Gleiche zu tun.“ – Francis Bacon

Ich liebe Schmetterlinge

Zitronenfalter, Kohlweissling, kleiner Fuchs, Admiral und viele mehr. Sie flattern mit zarter Leichtigkeit von Blüte zu Blüte- für Fotografen manchmal schwer im Bild einzufangen. Die Artenvielfalt der Schmetterlinge hat in den letzten Jahren dramatisch abgenommen, auch durch unsere industrialisierte Landwirtschaft bedingt. Schmetterlinge sind Verwandlungskünstler. Einst als unansehnliche Raupe wenig oder ungeachtet, mitunter bekämpft. Sie steht symbolisch und faszinierend für die ungeahnten Möglichkeiten der Transformationen.

Ich komme auf meine Angewohnheit zurück, Blumen-Samen zu sammeln unwissend, welche Pflanze sich im Frühjahr daraus entwickeln wird.

Das Leben ist spannend, jeden Tag, zu jeder Zeit, in jeder Lebensphase auf unserem Weg im Lebensgarten.
– Gabriele Heuschert
„Man sieht die Blumen welken und die Blätter fallen, aber man sieht auch die Früchte reifen und neue Knospen reifen.“ – Johann Wolfgang Goethe

„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ – Sören Kierkegaard

„Manchmal muss man einfach nur über einen Friedhof gehen, um das Wesentliche zu begreifen. Sich erinnern, dass das Leben eine nicht so lange Zeit ist. Über den Grabstein streichen, dankbar sein dafür, dass man auf der anderen Seite des Flusses steht. Noch. Einen Vogel zwitschern hören und neue Wege beschreiten.“ – Rosalie Tavernier

Schließe ab mit dem was war.
Sei glücklich mit dem was ist, und offen für das was kommt.
Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede.
Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite,
als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen.

– Mark Aurel

Der Trauerweg

Trauer ist wie ein großer Felsbrocken. Man kann ihn nicht wegrollen – er droht uns zu erdrücken. Auch wenn man ihn mühsam zerkleinert, belasten uns seine Reste ein Leben lang.

Beginnen Sie am Steintor, gehen dann zu den 5 Stationen des Trauerweges und lassen sich dort von den entsprechenden Aussagen inspirieren.

Der Gang durch ein Tor verändert unsere Welt

„Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mai in der Erinnerung.“Honoré de Balzac

Farben der Trauer

„Meine Trauer ist rot
für die Unruhe in mir.

Meine Trauer ist blau
für die Einsamkeit, die Leere und alle ungestillten Sehnsüchte.

Meine Trauer ist schwarz
für die Verzweiflung und den Abgrund in meiner Seele.

Meine Trauer ist braun
für das Ringen um Boden unter meinen Füßen.

Meine Trauer ist gelb
für alle Schätze, die mir dennoch zuteil werden,
für das Licht, das immer wieder für mich scheint
und für die Menschen, die die Sonne zu mir bringen.

Meine Trauer ist grün
für die Hoffnung, die Zuversicht und das Wissen darum,
dass es immer weiter geht.

Meine Trauer ist weiß
für alle Schutzengel, die mich an der Hand halten,
mich trösten und Balsam meiner Seele sind und für die Kraft,
die mich durch diese Zeit trägt, ohne dass ich ihren Ursprung kenne.

Meine Trauer ist bunt
wie ein Kaleidoskop für alle Gefühle in mir,
die sein wollen und sein dürfen. Ich lasse sie zu und halte sie aus,
gebe ihnen Raum zum Leben und zur Verwandlung.“ – Andrea Böttler

„Über den Wolken führen keine Pfade, wir müs­sen schon den Weg auf der Erde nehmen.“ – Weisheit aus China

„Solange wir auf Erden leben, stehen wir mitten in dieser Welt. Wir können nicht eine Insel des Leids sein, während um uns herum der Alltag seinen Gang geht. Aber genauso selbstverständlich ist es, dass wir von nun an die Trauer mit uns tragen. Sie wird uns formen und wir werden an ihr wachsen.“ – Barbara Wedekind

Warum? Warum Du und nicht ich oder jemand anders? Warum gerade jetzt? Warum dieses Leid, diese Tränen, dieser Schmerz? Warum?

– Gabriele Heuschert

„Tue nichts im Zorn! Warum in dem Augenblick an Bord gehen, in dem ein rasender Sturm das Meer aufwühlt?“ – Weisheit aus Indien

Die größte Offenbarung ist die Stille

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass schon 5 Jahre vergangen sind, seit ich dich nicht mehr anrufen kann.

Es ging damals alles sehr schnell. Du riefst mich an, wie so oft einfach so zum Schnacken über unseren Alltag im Beruf und in der Familie. Diesmal hattest du eine schlechte Nachricht – ein sehr seltener Tumor in der Kieferhöhle, im negativen Sinne „ein Sechser im Lotto“ – so waren deine Worte. Dann folgte der Wettlauf gegen die Zeit.

In meiner Erinnerung an deine letzten Tage ist jeder Moment präsent als wäre es erst gestern gewesen. Die letzte Hoffnung, der Weg könne doch nochmal eine Wendung nehmen, das Hin- und Hergerissen Sein, die grenzenlose Verzweiflung und Wut im Anblick der Realität, letzte glückliche, humorvolle Momente, das gemeinsame Aushalten des Unerträglichen, die endlose Erschöpfung und so viele Tränen. Trauer ist Schmerz pur, im ganzen Körper, im Herzen besonders. Dort hast du deinen Platz. Immer.

Gabriele Heuschert

„Wut ist die Empörung der Liebe über den Tod.“ – Roland Kachler

Manchmal ist böse sein, nur eine Art zu verbergen, wie traurig man ist.

„Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit.“ – Rainer Maria Rilke

„Nähren wir die Zeit noch einmal mit unseren Träumen, säen Augenblicke, ziehen Spuren und lassen unseren Schmerz versanden.“ – Dorothée Haeseling

„Wir müssen lernen zu unterscheiden zwischen Dingen, auf die wir keinen Einfluss haben, und solchen, auf die wir Einfluss nehmen können und dürfen; die Ersteren müssen wir gelassen hinnehmen, die Letzteren bedürfen unseres Engagements – nicht aber der Überreaktion.“

Helmut Schmidt, ehemaliger Bundeskanzler und Herausgeber der ZEIT

Die Erinnerung ist ein Fenster, durch das wir die geliebten Menschen sehen können, wann immer wir wollen.

„Welt, gib mir die technologisch-medizinischen Mittel gegen Krankheit und Tod zu kämpfen, die Seelengröße, Krankheit und Tod hinzunehmen und die Weisheit zu erkennen, wann es zu kämpfen und wann es hinzunehmen gilt.“ – Thea Dorn „Trost – Briefe an Max“

„Tränen sind Tropfen, in denen eine Geschichte steckt.“ – Lena Gorelik „Wer wir sind“

„Trauer aushalten zu müssen, welche nicht auszuhalten ist. Weitergehen sollen, obwohl die Kraft dazu fehlt. Leere spüren, nichts als Leere, obwohl du am Grabe des geliebten Menschen stehst.“ – Antje Sabine Naegeli

Es fragt uns keiner,
ob es uns gefällt,
ob wir das Leben lieben oder hassen,
wir kommen ungefragt auf diese Welt
und müssen sie auch ungefragt verlassen.

– Mascha Kaléko

Wenn du gehst
Wir gehören zusammen,
bis ans Ende der Zeit
Nichts was uns trennen kann
Und wir beide dachten,
dass es immer so bleibt
Doch es kommt so anders
als man denkt
Wer hat diesen Trip
sowas von umgelenkt
Wenn du gehst kracht
der Himmel ein
Und die Sonne, sie hört auf zu scheinen
Und die Nächte werden endlos sein
Wenn du von mir gehst
Mit deinem kleinen Koffer in der Hand
Verschwindet du in der Nebelwand
Und ein andrer nimmt dich an die Hand
Wenn du von mir gehst
Packst deine Siebensachen,
hey muss das echt sein
Gehst auf die große Reise
doch du gehst ganz allein
Ein letzter Blick,
es gibt keinen Weg zurück
Die Weichen sind gestellt
Doch du bleibst in meinem Herzen
Bis der letzte Vorhang fällt
Wenn du gehst kracht der Himmel ein
Und meine Sonne, sie hört auf zu scheinen
Und die Nächte werden endlos sein
Wenn du von mir gehst
Mit deinem kleinen, Koffer in der Hand
Verschwindest du in der Nebelwand
Und ein andrer nimmt dich an die Hand
Wenn du von mir gehst
Das mit uns beiden, ist so was von groß
Das wird immer bleiben,
wir lassen uns nicht los
Und wie zwei Kometen,
ziehen wir unsere Bahn
Doch eines fernen Tages
sehen wir uns wieder irgendwann
Mit deinem kleinen Koffer in der Hand
Verschwindest du in der Nebelwand
Und ein andrer nimmt dich an die Hand
Wenn du von mir gehst
Bitte geh noch nicht
Es geht nicht immer geradeaus
Manchmal geht es auch nach unten
Und das wonach du suchst
Hast du noch immer nicht gefunden
Die Jahre ziehen im Flug an dir vorbei
Die Last auf deinen Schultern,
schwer wie Blei
Jeden Morgen stehst du auf
Und kippst den Kaffee runter
Deine Träume aufgebraucht
Und du glaubst nicht mehr an Wunder
Mit Vollgas knapp am Glück vorbeigerauscht
Was dich runterzieht Ey,
ich zieh dich wieder rauf
Ich trag dich durch
Die schweren Zeiten
So wie ein Schatten
Werd ich dich begleiten
Ich werd ich dich begleiten
Denn es ist nie zu spät
Um nochmal durchzustarten
Wo hinter all den schwarzen Wolken
Wieder gute Zeiten warten
Stell die Uhr nochmal auf null
Lass uns neue Lieder singen
So wie zwei Helikopter
Schweben wir über den Dingen
Und was da unten los ist, ist egal
Wir finden einen Weg so wie jedes Mal
Ich trag dich durch
Die schweren Zeiten
So wie ein Schatten
Werd ich dich begleiten
Ich werd ich dich begleiten
Denn es ist nie zu spät
Um nochmal durchzustarten
Wo hinter all den schwarzen Wolken
Wieder gute Zeiten warten
Wieder geile Zeiten warten
Ey, lass zusammenhalten
Dann kommt die Sonne durch
Wir sind doch Lichtgestalten
Ich trag dich durch
Die schweren Zeiten
So wie ein Schatten
Werd ich dich begleiten
Ich werd ich dich begleiten
Denn es ist nie zu spät
Um nochmal durchzustarten
Wo hinter all den schwarzen Wolken
Wieder gute Zeiten warten
Ey, das weißt du doch
Ich soll nicht so…

– Udo Lindenberg

Stark wie Zwei
Der Tod ist ein Irrtum
Ich krieg‘ das gar nicht klar
Die rufen gleich an
Und sagen, es ist doch nicht wahr
Es war nur ’n Versehe’n
Ware’n falsches Signal
Aus irgendeinem fernen Sternental
Ich wähl‘ deine Nummer
Doch du gehst nicht mehr ran
Mir wird schockmäßig klar
Es ist doch wahr
Du kommst nicht mehr
Doch ich lass‘ mich davon
Nicht zu Boden schmettern
Der Fährmann setzt dich übern Fluss rüber
Ich spür‘ deine Kraft, geht voll auf mich über
Stark wie Zwei
Ich geh‘ die Straße runter
Stark wie Zwei
Egal, wohin ich geh‘ Du bist dabei
Ich bin jetzt stark wie Zwei
Ich heb‘ mein Glas und trink‘ auf dich
Da oben hinter den Sternen
Ich vergess‘ dich nicht
Auch wenn ich heute dich so hart verlier‘
So bleibst du doch
Hier für immer bei mir
Du hast immer gesagt,
ich soll nicht so lange trauern
Ich soll in deinem Namen
richtig weiterpowern…

– Udo Lindenberg

„Nicht nichts ohne Dich, aber nicht dasselbe. Nicht nichts ohne Dich, aber vielleicht weniger. Nicht nichts, aber weniger und weniger. Vielleicht nicht nichts ohne Dich, aber nicht mehr viel.“ – Erich Fried

„Nähren wir die Zeit noch einmal mit unseren Träumen, säen Augenblicke, ziehen Spuren und lassen unseren Schmerz versanden.“ – Dorothée Haeseling

„Lange saßen sie dort und hatten es schwer. Doch sie hatten es gemeinsam schwer, das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.“

 Astrid Lindgren in „Ronja Räubertochter“

Ein neues Leben kann man nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag.

ZAUBERFORMEL: «Es ist.» Ich hätte es gern anders, aber so ist es nun mal.

Trauer ist wie ein großer Felsbrocken. Wegrollen kann man ihn nicht. Zuerst versucht man nicht darunter zu ersticken, dann hackt man ihn Stück für Stück kleiner, und den letzten Brocken steckt man in die Hosentasche und trägt ihn ein Leben lang mit sich herum.

„Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy!
Ja, aber an allen anderen Tagen nicht.“

„Brücken verbinden, was getrennt ist. Die führen weiter, wenn der Weg endet. Sie tragen von einem Ufer zum anderen, überspannen, Wasser, Schluchten, Täler. Wenn ich ein neues Ufer suche, muss ich über eine Brücke gehen. Wenn ich mit Fremden vertraut sein will, mit dem Neuen, muss ich hinüber gehen. Brücken sind Gnaden auf dem Weg. Ein leichter Bogen oder feste Balken tragen mich über das Ende meines Weges hinaus zum Anfang eines neuen.“ – Jörg Zink

In einem Garten werden wir uns eines Tages wiedersehen.